Digitalgipfel 2024 | 21. - 22. Okt 2024 Frankfurt am Main
Rückblick: Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales auf dem Digital-Gipfel 2024
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Der Digital-Gipfel trug in diesem Jahr das Motto „Deutschland Digital. Innovativ. Souverän. International.“ Das Gipfel-Programm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und der IG Metall erweiterte den Dreiklang dieses Mottos um wichtige Fragen nach den sozialen Aspekten der digitalen Transformation. Denn von einem erfolgreichen Einsatz innovativer Technologien können wir nur sprechen, wenn er allen zugutekommt und in der Gesellschaft wie auch der Arbeitswelt der Zukunft der Wert und die Würde von Mensch und Arbeit sichergestellt sind.
Die technologischen Entwicklungen im Bereich KI sind rasant und ihr Einsatz verändert unsere Arbeitswelt und unsere Gesellschaft grundlegend. Richtig eingesetzt kann KI einen entscheidenden Beitrag zu guter Arbeit, mehr Wertschöpfung und Teilhabe liefern. Entscheidend dabei ist aber, dass KI dem Menschen dient und nicht umgekehrt.
Fishbowl – Mit Künstlicher Intelligenz in eine innovative, soziale und gerechte Arbeitswelt
Wie wir dies in der digitalen Arbeitsgesellschaft gewährleisten können, diskutierte Bundesminister Hubertus Heil gleich nach der Eröffnung des Digital-Gipfels am Montagmorgen in der Session „Mit Künstlicher Intelligenz in eine innovative, soziale und gerechte Arbeitswelt“ mit der Ersten Vorsitzenden der IG Metall, Christiane Benner, sowie Harald Tretter, Betriebsratsvorsitzender am Standort Kemnath & Stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender, Siemens Healthineers AG, sowie Anja Hendel, Managing Director bei diconium. Die zentrale Frage war dabei, wie vor dem Hintergrund der kürzlich verabschiedeten Rechtsakte zu Plattformarbeit, KI und Datennutzung und der sich daraus ergebenden neuen Rechts- und Marktordnung der europäischen Datenökonomie und Digitalgesellschaft die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts gefördert, bessere Arbeitsbedingungen geschaffen, Fachkräfteengpässe gemindert und zugleich der Schutz von Arbeitnehmer*innenrechten gewährleistet werden können.
Hubertus Heil unterstrich zunächst die mit Digitalisierung und innovativer Datennutzung verbundenen Wertschöpfungspotenziale und wies darauf hin, dass bereits heute einige deutsche Unternehmen KI nutzten. Dies könne nicht nur zu einer Produktivitätssteigerung, sondern auch zu einer Entlastung der Beschäftigten beitragen, indem beispielsweise Routineaufgaben oder gefährliche Tätigkeiten übernommen werden. KI könne einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Herausforderungen leisten. Damit dies gelingt, müssten aber noch mehr und vor allem kleine und mittelständische Unternehmen fit für den Einsatz von KI gemacht werden.
Bisherige Erkenntnisse, so der Minister, wiesen darauf hin, dass KI keine kompletten Berufe ersetzen, aber Tätigkeiten, Berufsprofile und Rollen erheblich verändern werde. Das mache Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen immer wichtiger.
„Die gute Nachricht ist, dass uns die Arbeit auch mit KI ganz sicher nicht ausgehen wird. Aber in vielen Bereichen werden sich die Anforderungen am Arbeitsplatz ändern - und das mit einer größeren Geschwindigkeit, als wir es aus der Vergangenheit kennen. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass die Beschäftigten von heute auch die Arbeit von morgen machen können.“
Es sei wichtig, die Beschäftigten und ihre Interessensvertreter*innen zu befähigen, die Technologie souverän am Arbeitsplatz zu nutzen und sich möglichst frühzeitig an der Entwicklung und Einführung von KI zu beteiligen. Harald Tretter hob in diesem Zusammenhang hervor, dass mit einer frühen Beteiligung von Betriebsräten ein Konsens erreicht werden kann, der Unternehmen nachhaltig zugutekommt. Wichtig sei hier eine Diskussion auf Augenhöhe. Die Funktionsweise der Algorithmen sei für Arbeitnehmer*innen, Interessenvertreter*innen und Arbeitgeber*innen allerdings oftmals noch eine Blackbox, betonte auch Christiane Benner. Sie gehe davon aus, dass „Betriebsratsschulungen, Transparenzanstrengungen und im besten Fall umfassende Mitbestimmung" für Abhilfe sorgen könnten.
Angesichts der vielen verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten digitaler Technologien und insbesondere von KI betonte Heil, dass ihr Einsatz als eine große Gestaltungsaufgabe begriffen werden müssen.
"Ich sehe riesige Chancen. Wir kennen so viele Beispiele dafür, wie KI Menschen unterstützt & ihnen hilft, ihren Job besser zu machen. Sie kann aber auch für eine übermäßige Kontrolle und Überwachung von Beschäftigten missbraucht werden. Deswegen gehen wir nicht naiv mit der Technologie um, sondern gestalten sie so, dass wir ihre Potenziale für uns nutzen."
Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales
Mit der EU-KI-Verordnung wurden wichtige Rahmenbedingungen für einen menschenzentrierten und verantwortungsvollen Einsatz innovativer Technologien geschaffen. Damit KI funktioniert, braucht sie allerdings Daten. Deshalb muss der Umgang mit Daten am Arbeitsplatz nun dringend klar und verlässlich geregelt werden. Mit dem kürzlich vorgelegten Beschäftigtendatengesetz kann innovative Datennutzung in Betrieben gleichzeitig zum Gewinn für Beschäftigte und Unternehmen werden. Auch die Plattform-Richtlinie ist ein wichtiger Schritt, um gute Arbeitsbedingungen in der digitalen Arbeitswelt zu gewährleisten. Sie schafft zudem Rechtssicherheit für Unternehmen und fördert ein nachhaltiges Wachstum von Arbeitsplattformen. Wichtig ist dabei nicht der Schutz vor dem Wandel, sondern der Schutz im Wandel.
Gleichzeitig bleibe ein breiter öffentlicher Diskurs notwendig, um Ängsten und Vorurteilen gegenüber KI zu begegnen, etwa der Sorge vor einem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes. Dies zeigten auch die vielen Fragen und Impulse aus dem Publikum, das im Fishbowl-Teil der Session zum Austausch mit den Diskutant*innen direkt auf der Bühne eingeladen war. Laut Anja Hendel, diconium, dürfe KI nicht vermenschlicht und überhöht werden. Vielmehr sollten wir sie als das betrachten, was sie ist: Ein Werkzeug, das uns mit vielen kleinen Schritten den privaten und beruflichen Alltag erleichtern und insbesondere bei den großen Herausforderungen des demografischen Wandels und der Dekarbonisierung entscheidend voranbringen und damit uns allen zugutekommen kann.
Pitch & Connect – gemeinwohlorientierte KI-Projekte zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen
Um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen ging es in der Session „Pitch & Connect“ der ressortübergreifenden Initiative Civic Coding – Innovationsnetz KI für das Gemeinwohl. Mit diesem Format brachte die gemeinsame Initiative des Bundesarbeits-, Bundesfamilien- und Bundesumweltministeriums gemeinwohlorientierte KI-Projekte aus der und für die Gesellschaft auf die Agenda des diesjährigen Digital-Gipfels. In kurzen Elevator-Pitches stellten elf Projektteams aus dem Civic Coding-Innovationsnetz dem Publikum unter der Moderation des Wissenschafts-Influencers Jacob Beautemps ihre KI-Anwendungen zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen vor.
Von verbesserter Teilhabe und Inklusion über Aufdeckung von Desinformation bis zu mehr Umwelt- und Wasserschutz – auf der großen Bühne des Digital-Gipfels zeigten die Projektteams in mitreißenden Kurzvorträgen, wie vielfältig die KI für das Gemeinwohl einsetzen und beweisen damit, wieviel Potenzial in der Zivilgesellschaft bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz zum Wohle möglichst vieler steckt. Beim abschließenden Networking-Event konnten sich die Projektteams mit Vertreter*innen aus Wirtschaft, Politik und regionaler Verwaltung vernetzen und über mögliche Partnerschaften zur Weiterentwicklung ihrer Projekte austauschen.
KI-Infomobil vor Ort: Künstliche Intelligenz im Job. Erleben. Begreifen. Mitgestalten.
Auch dieses Jahr war das KI-Infomobil des Projekts KI-Studios auf dem Digital-Gipfel vor Ort. Das vom Fraunhofer IAO und der Universität Stuttgart durchgeführte und vom BMAS geförderte Projekt informiert Beschäftige und Unternehmen mit einem besonderen Fokus auf KMU anhand realistischer Beispiele über die Potenziale und Grenzen von Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt. Auf diese Weise sollen die Beschäftigten befähigt werden, sich an der Entwicklung von KI am Arbeitsplatz zu beteiligen und sie souverän zu nutzen.
„Wir wollten mit den KI-Studios Verständnis für die Technologie und konkrete Anwendungsbeispiele in den Mittelstand bringen und Unternehmen – Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen – befähigen, die Potenziale von KI zu erkennen und Ängste abzubauen.“
Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales
Am Infostand des Projekts konnten die Besucher*innen des Gipfels die eigens für die KI-Studios entwickelten Demonstratoren ausprobieren und mit den Expert*innen des Projektteams ins Gespräch kommen - und so das Thema Befähigung ganz praktisch für sich selbst erschließen.